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Künstlerportrait: Daniela Vincenz

Daniele Vincenz’ Portraitserie „Global Faces“ fand im Zuge der Vernissage am 15. September großen Anklang. Die ausdrucksstarken, großformatigen Gemälde erwecken Emotionen, erzählen Geschichten. Geschichten von fremden Menschen, die die Besucher*innen beim Betrachten der Bilder selbst schreiben. Wer ist die Person auf dem Bild? Was denkt sie? Woher kommt sie? Durch die spielerische Gedankenspinnerei wird jedes einzelne Kunstwerk zu einer höchst persönlichen Erfahrung.


Hinter den Kunstwerken steht Daniela Vincenz, eine ganz besondere Künstlerin aus der Schweiz, die zwar ungern im Rampenlicht steht, aber dennoch eine ungemein interessante Gesprächspartnerin ist. Im Interview offenbart sie Details zu ihrem Schaffensprozess, ihren Inspirationen, ihren bevorzugten Maltechniken, sowie ihrer Motivation, sich immer wieder aufs Neue der Kunst zu verschreiben.

Alivia 2015

Frau Vincenz, wie sieht Ihre Herangehensweise im Schaffungsprozess konkret aus? Arbeiten Sie für gewöhnlich mit Modellen oder schaffen Sie erst Vorlagen in Form von Skizzen?

Da der Entstehungsprozess eines Bildes teilweise über mehrere Wochen dauert, kann ich nicht mit Modellen in Fleisch Blut arbeiten. Auch sind meine Portraits fiktive Personen, die sich während dem Prozess stetig wandeln, verändern und je nach meiner Stimmung einen anderen Ausdruck erhalten.


Verwenden Sie ab und zu Vorlagen (z.B. aus Printmedien), die Sie inspirieren?

Als Grundlagen dienen mir die täglichen Impressionen und Eindrücke, die ich mit der Handykamera einfange. Weiter lass ich mich inspirieren von Magazinen, Büchern, Broschüren ... kurzum alle visuellen Eindrücke, die mich berühren.


Mit welchen Werkzeugen arbeiten Sie bevorzugt?

Zum einen benutze ich natürlich alle klassischen Werkzeuge wie Pinsel, Schwamm und Spachtel, aber auch einige von mir selbst hergestellte, die ich über die Jahre entwickelt habe und die meinen Auftragsstil einzigartig machen.


Malen Sie ausschließlich mit Acrylfarbe?

Zurzeit ja. Ich habe aber auch einige Bilder in Mixed-Media, in denen ich Öl auf Wasserbasis und Ölkreide gemischt angewendet habe. Malen ist ein ständiger Prozess und das Experimentieren mit neuen Medien finde ich sehr wichtig und ausserordentlich spannend.


Arbeiten Sie an einem Werk oder an mehreren Werken gleichzeitig?

In der Anfangsphase arbeite ich oft an zwei Bildern abwechselnd. Sobald ich mich aber dem Fertigstellen nähere, kann ich mich nur noch auf ein Bild konzentrieren, um den maximalen Effekt zu erlangen.


Wie lange arbeiten Sie normalerweise an einem Werk?

Das ist sehr unterschiedlich und ganz davon abhängig, ob das gewählte Motiv mir liegt, was sich leider erst immer erst während des Arbeiten herausstellt. Manchmal komme ich innerhalb einer Woche zum gewünschten Ergebnis. Dann gibt es Bilder, die verlangen mir sehr viel ab und müssen immer und immer wieder übermalt werden. Das kann manchmal über mehrere Wochen gehen, manche werden nie fertig…


Wann wissen Sie, wann ein Bild fertig ist?

Ha! Die Frage aller Fragen! Das ist das schwierigste überhaupt für mich… Es gibt Bilder, nur wenige leider, bei denen weiß ich von einer Sekunde auf die andere, das ist es jetzt. Aber meistens habe ich dutzende Male das Gefühl, das Werk ist vollendet und finde doch immer wieder eine Stelle im Bild, die ich wieder überarbeiten will.


Welche Künstler inspirieren Sie? Nehmen Sie bestimmte Malstile oder Herangehensweisen zum Vorbild?

Die Künstlerin Niki de Saint Phalle, als starke Frauenfigur in der Kunst. Mogliani mit seiner Darstellung von Portraits, aber auch zeitgenössische Künstler wie Malcom Liepke, Harding Mayer und viele andere inspirieren mich immer wieder aufs Neue. Die Liste ist lang.


Wann / wie haben sie zu Ihrem Malstil gefunden, wie er heute ist?

Ich male seit ich denken kann. Den Stil, den ich heute male, habe ich über viele Jahre hinweg entwickelt und er wird sich bestimmt auch noch weiterentwickeln.


Haben Sie Kunstschulen oder Workshops besucht oder ist es eine individuelle Entwicklung gewesen ("Work in Progress")?

Meine Kunst ist immer “Work in Progress”. Hin und wieder habe ich Schulen und Kurse besucht, dabei einige Techniken und Anwendungen gelernt, aber zu meinem Stil habe ich über das Malen selbst gefunden.


Welches Gefühl bestimmt Sie, wenn Sie zum Malwerkzeug greifen?

Alle Gefühle eines Tages. Ich male immer, egal in welcher Gefühlslage ich mich befinde.


Was wollen Sie auf die Leinwand bringen? Was ist Ihr Beweggrund?

Kreatives Schaffen ist ein Drang, dem ich nachgebe. Kunst ist mein Leben und meine Identifikation. Ich versuche, Gesehenes und Fantasie auf die Leinwand zu bringen und in einer abstrahierten Form realistisch zu malen


Haben Sie ein bestimmtes Malkonzept, nach dem Sie sich richten?

Nachdem ich im Kopf das Bild bereits sehe, stelle ich das Farbkonzept zusammen und mische vorab alle Farben die ich brauche. Dann mache ich einen groben Aufriss des Bildes und male in vielen dünnen Schichten, fast schon wie zweidimensionales modellieren.


Können Sie sich vorstellen mit anderen Farbmedien und Tools zu arbeiten oder haben es vielleicht schon gemacht?

Ich bin neugierig auf Neues und kann mir alles vorstellen. Es gibt viele Techniken und Medien die ich noch ausprobieren möchte. Das Experimentieren ist mir wichtig.


Können Sie sich vorstellen mit kräftigen Farben und klaren Linien zu arbeiten?

Ich liebe die unendliche Vielfalt der Mischfarben. Die vielen Nuancen von Farben zwischen den reinen Grundfarben finde ich spannend. Ich bezeichne sie als die farbige Unfarbigkeit.


Haben Sie ein anderes Verhältnis zur Natur als zu Menschen? Wie wirkt sich dies aus, wenn Sie diese auf Leinwand bannen wollen?

Mein bevorzugtes Motiv ist der Mensch, meistens die Frau. Naturmotive sind jedoch nicht weniger anspruchsvoll als der menschliche Körper oder ein Gesichtsausdruck. Es ist vielleicht sogar schwieriger dem Bild Spannung zu verleihen.


Welche Rolle haben Frauen Ihrer Meinung nach? Wofür stehen sie?

In Bezug auf Frauenportraits, ist es für mich als Frau wesentlich einfacher die Gefühle und den Ausdruck in das Bild zu bringen, mich selber zu spiegeln.


Und zuletzt: Was wollen Sie beim Betrachter wecken?

Identifikation! Ein positives Gefühl! Vor allem bei Portraits soll der Ausdruck die Seele des Betrachters berühren und er soll sich darin verlieren oder vielleicht sich sogar selbst erkennen können.


Vielen Dank für das Interview.


Isolde 2017

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